Tiefststand für die SPÖ bei der letzten Nationalratswahl. Das schlechteste Ergebnis bei einer Bundeswahl. Umfragen untermauern den Trend. Und dann kommt, doch sehr überraschend, der eindrucksvolle Sieg von Hans Peter Doskozil im Burgenland. Gegen jeden Trend. Er konnte sogar Nichtwähler mobilisieren. Die einfache Erklärung, dass Hans Peter Doskozil aufs Migrationsthema gesetzt hat, greift zu kurz.

Ja, er hat – aber das alleine ist es nicht. Im Wahlkampf war beispielsweise auch das Thema „Pflege“ zu hören. Das müsste eigentlich ein rotes Kernthema sein, doch bundesweit war das selten so deutlich zu hören. Auch von 1700€ Mindestlohn wurde gesprochen. Aber das alles macht noch keinen Wahlerfolg. Papier ist geduldig und online flüchtig.
Hans Peter Doskozil hat einen Kurs quer durch die Linien gefahren. Er hat  seinenKurs gefahren. Ob’s einem passt oder nicht. Sein harter Kurs in der Migrationsfrage schmeckt den meisten Sozialdemokraten gar nicht. Verständlich. Auch die Zusammenarbeit mit der FPÖ ist für viele fast ein Sakrileg. Aber er hat seine Linie mit Haltung vertreten. Das macht Doskozil in den Augen seiner Wähler vermutlich noch glaubwürdiger. Er sticht aus der Masse der Gesinnungsgenossen hervor. Damit zeigt er Persönlichkeit – und Persönlichkeiten werden vom Wähler belohnt. Das belegt die Wahlmotivforschung allgemein und im Konkreten die aktuelle SORA Wahltagsbefragung. Es braucht Leute, die ihre Sache glaubwürdig rüber bringen, hat Edgar Weinzettel im Ö1 Morgenjournal bekräftigt. 
Und Leute, möchte ich ergänzen, die ihre Haltung mit Taten belegen. Das war Doskozil übrigens bewusst, wie er in einem ersten Interview noch am Wahltag durchblicken ließ. 

Ich will mit diesen Zeilen nicht die harte Linie in der Migrationsfrage verteidigen. Mir geht’s um’s Beispiel: Persönlichkeit zählt – in der Politik, aber auch in vielen anderen Situationen. Und Persönlichkeit zeigt sich gerade dann, wenn man aus der Reihe ausschert. 

Eines meiner Motti in den letzten Jahren war der Satz: „Zwischen den Stühlen sitzt es sich am besten“. Es war für mich ein Eulenspiegel – Motto mit Augenzwinkern. Inzwischen hat es eine tiefere Bedeutung bekommen.